18.11.2022 | KurzMeldungen Nordost

Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
das Jahr 2022 neigt sich dem Ende zu und wie immer lässt jeder für sich das vergangene Jahr Revue passieren. Man bewertet Erfolge und schwierige Momente, macht Analysen der eigenen Arbeit und des wirtschaftlichen Umfeldes und überlegt sich Strategien für das nächste Jahr.

© Peter Nass

Dieses 2022 reiht sich in die Reihe der letzten schwierigen Jahre für unseren Berufsstand ein. Die Corona-Pandemie erforderte von vielen Kolleginnen und Kollegen großen Einsatz und Kreativität. Die meisten von uns haben einen eigenen Weg gefunden, manche waren sogar so erfolgreich wie noch nie, leider haben es aber auch einige von uns nicht geschafft und mussten aufgeben.

Wir haben bewiesen, dass die funktionierende Marktwirtschaft und wir, als ein Teil von ihr, stark genug sind, um auch einem Virus die Stirn zu bieten. Diese Herausforderung scheint weitgehend gemeistert. Jetzt ist es der Krieg, der uns in größere und noch weitreichendere Turbulenzen stürzt.

Als Handelsvertreter und Vertriebler sind wir Optimisten, zeigen bei Kunden Verständnis, bleiben freundlich und versuchen allerorts zu helfen. Handelsvertreter sind erfolgsorientiert. Wir sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Wirtschaft, da wir mit unserer Kreativität, Innovationsfähigkeit und mit viel Engagement unseren Kunden Mut machen, Zuversicht geben und Lösungen anbieten.

Seit der Wiedervereinigung hat sich die wirtschaftliche Landschaft in Deutschland stark gewandelt. Der Importanteil an Waren ist gestiegen, viele Produktionsstandorte sind verschwunden und das Einkaufsverhalten sowohl gewerblich als auch privat hat sich verändert. Zum Glück gibt es aber immer noch viele kleine und mittelständische Unternehmen, die Inhaber geführt und regional verbunden sind und sich täglich den Herausforderungen stellen. Jetzt drohen Betriebsschließungen, die Abwanderung der Industrie in die Niedrigenergie- und Billiglohnländer der Welt. Damit verschwinden Arbeitsplätze, der Schrumpfungsprozess im Industriebereich hinterlässt deutliche Spuren. Dazu kommt die Kostenexplosion in den lebensnotwendigen Bereichen. Das führt zu einer Verunsicherung und Kaufzurückhaltung. Diese Entwicklung macht besonders dem Einzelhandel zu schaffen, der nach coronabedingten staatlich verordneten Schließungen kaum noch über Rücklagen verfügt.

Motor der Wirtschaft in den letzten Jahren war unter anderem der Baubereich. Aber die nun wieder steigenden Kreditzinsen werden sich zunehmend auch auf dieses Gewerbe negativ auswirken. Hinzukommt der Fachkräftemangel, der leider durch Migration nicht zu beheben ist, da nicht ausreichend ausgebildete Fachkräfte in unser Land kommen. Die Integration stellt sich als ein weit größeres gesellschaftliches Problem dar, als erhofft.

Auch den Bereich des Vertriebes trifft es enorm. Die Kosten für Treibstoff, Übernachtung, den IT-Bereich in einer Handelsvertretung explodieren. Wir können die Kostensteigerungen nicht weitergeben, wie andere Dienstleister oder produzierende Unternehmen. Die Provisionssätze werden nicht angehoben, wir müssen die Situation allein schultern. Unterstützung von „oben“ bekommen wir nicht. Der Staat betreibt eine Wirtschafts- und Sozialpolitik die vor allem uns, dem Mittelstand belastet. Wir sind keine Finanz-Jongleure, sondern fleißige Vertriebler und Steuerzahler, die das deutsche Sozialsystem mitfinanzieren.

Unsere Unterstützung finden wir aber bei unserer berufsständischen Organisation, wenn auch nicht in finanzieller, so doch in ideeller Art. Bei allen Rechtsangelegenheiten, ob wieder wegen einer Abmahnwelle, in steuerlichen Angelegenheiten rund um das Fahrtenbuch, bei Vertragsprüfungen oder der Durchsetzung von Ausgleichsansprüchen. Es ist gut zu wissen, diesen Partner an unserer Seite zu haben.

Es bleiben auch 2023 unsere Stärken wie Fleiß, Kreativität und Zielstrebigkeit, die uns helfen werden, die Herausforderungen zu meistern. Bleiben wir optimistisch und genießen wir trotz (oder gerade wegen) der vielen negativen Nachrichten die Advents- und Weihnachtszeit.

Ich wünsche Ihnen im Namen des Vorstandes und der Geschäftsführung besinnliche Tage im Kreise Ihrer Lieben und viel positive Energie. Kommen Sie gut in das neue Jahr.

Ihr
Peter Naß